Was man in der Karwoche in Deutschland auf keinen Fall vergessen darf.

Im Januar 2020 bin ich in Deutschland angekommen – ein fremdes Land, kurz vor dem Winter. Mein erster Eindruck von Deutschland war die Winterluft, die ganz anders war als in Korea. Feuchte Winterluft... Es war ein seltsames Gefühl.
Die Winter in Korea sind sehr kalt, aber der trockene Wind und die klare Sonne machen es etwas erträglicher. Es regnet kaum, und wenn es mal viel schneit, sieht alles romantisch aus.
Aber der deutsche Winter war anders. Es musste nicht einmal sehr kalt sein, aber der Regen fiel ständig. Der Himmel war grau, das Wetter war dunkel und feucht. Die Kälte drang durch meine Kleidung und fühlte sich eisig an. In diesem langen Winter kam plötzlich ein unerwarteter Gast: COVID-19. Nur einen Monat nach meiner Ankunft in Deutschland, als ich mich gerade an die neue Kultur gewöhnen wollte, kam das Wort „Lockdown“ in unser Leben.

Das größte Problem im Lockdown war das Essen. Reis, ein Grundnahrungsmittel für Koreaner, war in kleinen 200g-Packungen nicht genug. Ich wollte mehr kaufen, aber im Supermarkt durfte jeder nur eine Packung mitnehmen. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich Angst vor einem Mangel an Lebensmitteln. Der Start in mein Leben in Deutschland war nicht einfach.
Die Deutschen sehnen sich nach Sonne, sagt man. Anfangs habe ich das nicht verstanden. Aber nach diesem langen, grauen Winter wusste ich, wie wertvoll die Sonne ist.
Der Winter war fast vorbei, und die Karwoche und Ostern standen vor der Tür. Am Karfreitag wollte ich einkaufen gehen. Ich brauchte Lebensmittel fürs Wochenende. Aber als ich bei ALDI, LIDL und REWE ankam, waren alle Supermärkte geschlossen! Ich war überrascht, aber dann habe ich verstanden: Es war Karfreitag – ein Feiertag in Deutschland.
Jedes Jahr in der Karwoche habe ich als Pastor eine wichtige Aufgabe: über das Kreuz und die Auferstehung nachzudenken. Aber in Deutschland gibt es noch eine zweite Aufgabe: Einkaufen.
Der Vergleich zwischen deutschen und koreanischen Kalendern ist eine interessante kulturelle Erfahrung. In Korea gibt es nur einen christlichen Feiertag: Weihnachten. Deshalb erstellen viele Kirchen in Korea einen „christlichen Kalender“ mit Bildern aus Israel oder alten Kirchen in Europa und mit Bibelversen.
Der deutsche Kalender zeigt die Geschichte der Bibel und die christliche Tradition. Jedes Mal, wenn ich den deutschen Kalender sehe, bin ich ein bisschen neidisch. So viele Feiertage, die aus der Bibel kommen! Das zeigt die tiefe Geschichte des Christentums in Deutschland. In Korea, wo das Christentum noch jung ist, gibt es so etwas nicht.
Aber diese kleine „Neid“ verschwindet schnell. Wissen die Deutschen wirklich, was ihre Feiertage bedeuten? Für viele sind religiöse Feiertage einfach nur freie Tage. Wenn ich sehe, wie säkular Deutschland ist, fühle ich mich als Pastor manchmal traurig. Vielleicht liegt es daran, dass ich noch nicht tief in die deutsche Kultur eingetaucht bin. Gleichzeitig frage ich mich: Ist Weihnachten in Korea nicht auch zu einem kommerziellen Fest geworden?
Heute scheint in Deutschland die Sonne. Seit ein paar Tagen hat es nicht mehr geregnet. Der Morgen war noch kühl, aber der Winter geht zu Ende. Ich habe in meiner Apple-Kalender-App eine Erinnerung für die Karwoche gesetzt: „Einkaufen.“ Ich muss nicht nur daran denken, dass die Supermärkte geschlossen sind – es gibt noch etwas Wichtigeres, das ich nicht vergessen darf.